Psychologie, Selbsthilfe und Persönlichkeitsentwicklung


Autismus oder Borderline? Wichtige Differentialdiagnose!

Warum ist es so wichtig, dass wir Autismus-Spektrum-Störungen von einer Borderline-Persönlichkeitsstörung abgrenzen? Du wirst staunen, wie VIELE Symptome der Störungsbilder tatsächlich im Außen gleich bis identisch wirken können! Aber was jeweils dahinter steckt, ist doch sehr verschieden.

Inhalt:

  1. Wenn man sich selbst glaubt…
  2. Wie „Autismus in Borderline hinein fällt“…
  3. Tabelle
    1. Anmerkung
  4. Was sagt uns die Kindheit?

So müssen aber nicht nur „Laien-Diagnostiker“, Angehörige, wütende Expartner oder „interessierte Klatsch-und-Tratsch-Nachbarn“ aufpassen, hier keinen schwerwiegenden Fehler zu begehen und Menschen als „Autist“ oder als „Borderliner“ zu klassifizieren, die in Wahrheit das andere Pendant sind – sondern wir müssen zudem beachten,

dass es Betroffene gibt, die sich selbst wohlmeinend oder total überzeugt fehleinschätzen.

Dies sind Menschen, die auf der verzweifelten Suche nach dem Grund für ihr Sosein sind und die den brennenden Wunsch haben, „endlich DIE LÖSUNG zu finden“ oder „endlich das GESAMTBILD zu erkennen“, wohinein ihre ganzen Probleme und ihr Leid und diese unbeschreibliche Not im Inneren passen… – Und aus lauter Verzweiflung und innerem Schmerz finden sich Betroffene dann selbst in so manchen Beschreibungen zu Autismus (vornehmlich dem Asperger-Syndrom) wieder, entdecken dort Infos und erleben Aha-Momente… – und beginnen immer mehr zu glauben und in sich zu spüren, dass das Störungsbild Autismus doch tatsächlich auf sie zutrifft, und streben vielleicht auch eine Diagnose an…

Nur um dann noch mehr am Boden zerstört zu sein, wenn am Ende herauskommt, dass sie nun eine Autismus-Diagnose haben und sich eingestehen müssen, dass das doch nicht so ganz ehrlich war, was sie dem Diagnostiker erzählt haben… oder weil sie hinterher auf einmal wie „aufwachen“ und sich fragen, was da gerade gelaufen ist… und wie es sein konnte, dass man sich derart mit etwas identifiziert hat, was doch aber wie man jetzt realisiert, gar nicht zu einem gehört…?!

Es gibt Menschen, die aufgrund vielfältiger tiefer Lebenseinschnitte, Traumata und/oder sehr problematischer Eltern-Beziehungen schon sehr früh als Kind in ihrer Entwicklung behindert wurden und dann als einzige Kompensationsstrategie, um das alles überhaupt zu überleben und aushalten zu können, in tiefgreifende psychische Mechanismen gerutscht sind, die man auf der Symptomebene dann mit einer Persönlichkeitsstörung (und in unserem Fall der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung von Borderline Typ) beschreibt. Und weil genau jene Menschen manchmal sogar ohne es „absichtlich“ zu machen oder ohne es bewusst zu bemerken, auf der Suche nach Halt und Identität in die Identifikation mit Autismus gehen, sich darin auf einmal auch tatsächlich in ihrem inneren Erleben und dem, was sie „jetzt endlich verstehen!“ wiederfinden… OHNE ES TATSÄCHLICH ZU SEIN – möchte ich hier ein paar Ansatzpunkte und eine Gegenüberstellung der wichtigsten ähnlich anmutenden Symptome beider Störungsbilder miteinander vergleichen und Abgrenzungsmerkmale herausarbeiten. Für Betroffene, Angehörige und alle, die dieses Thema interessiert.

(Selbstverständlich sei an dieser Stelle angemerkt, dass es auch Menschen gibt, die BEIDES haben… das ist natürlich doppelt schwer für die Betroffenen… und umso besser muss die Differentialdiagnostik sein.)

Bevor Du die Tabelle bekommst, hier noch ein Kapitel und Hinweise und Bemerkungen für die (Eigen-)Diagnostik:

Wenn man sich selbst glaubt…

ist es keine Lüge. Und es wirkt manchmal so verdammt ECHT, weil Menschen mit Borderline (auch durchaus völlig unbewusst, oder vorbewusst plus verdrängt) so chamäleonartig das Verhalten und Erleben anderer übernehmen, dass selbst das innere Empfinden des anderen, mit dem man sich gerade identifiziert, sowie nahezu deren komplette „innere Welt“ im von Borderline Betroffenen so deutlich SPÜRBAR wird, dass er überzeugt ist, dass es SEIN eigenes Erleben und Empfinden ist.

Menschen mit Borderline können aufgrund ihrer meist sehr großen Feinfühligkeit und Sensitivität, so hoch empathisch sein, dass sie sogar Empathie und ein IN SICH SELBST SPIEGELN dessen erleben, was sich normalerweise ausschließt: Nämlich als würden sie selbst (genau wie der Autist, mit dem sie sich identifizieren) KEINE Empathie und wechselseitige emotionale Resonanz erleben können.

Klingt zu verrückt? Lass es mich kurz beschreiben.

Wie „Autismus in Borderline hinein fällt“…

Wenn ein Mensch sehr wenige „Ich-Grenzen“ und eine geringe „Ich-Stabilität“ hat, wenn er stark unter Konfluenz leidet, wenn er eine Neigung hat, mit der Umwelt oder bestimmten Menschen/Reizen/Situationen zu „verschwimmen“ (vielleicht merkt er es auch daran, dass er ohne es bewusst steuern zu können, den Dialekt oder die Art zu sprechen seines Gegenübers übernimmt – oder dessen Interessen oder Meinung oder sogar dessen Humor oder Ziele situativ in sich übernimmt), so kann es vorkommen, dass er sich auch in einen autistischen Menschen bzw. den „Autismus“, wie er ihn kennen gelernt hat über Videos, Beiträge, Bücher, Infos, andere Menschen usw. sich förmlich hinein-VERLIERT.

Und gerade weil es auch zu dem Mechanismus des Spiegelns gehört, dass man, wenn man ein oder zwei Aspekte oder Eigenschaften des anderen Menschen (oder Symptome des Autismus) in sich selbst ebenfalls erkannt hat, dass man dann glaubt, es müsse doch auch DER GANZE REST/ ALLES dieses jenigen, den man da als „ähnlich“ bzw. „gleich“! mit sich selber erlebt hat, AUCH zu einem passen – bzw. als Analogie: Ich erkenne in Dir ein paar Eigenschaften oder Aspekte und da ich diese auch habe, bekomme ich ein unglaubliches Verbundenheitsgefühl und kann gar nicht anders, als zu fühlen und zu glauben, dass wir sehr sehr ähnlich… wenn nicht sogar insgeheim IDENTISCH und Eins sind.

…Selbst wenn diese Aspekte nur nicht aussagekräftige Randerscheinungen oder Begleitsymptome waren.

Der Mensch mit Borderline fällt buchstäblich in den Autismus hinein, spiegelt ihn in sich selbst, weil sein eigenes Ich aufgrund seiner schlimmen und unsicheren frühen Prägungen und Erfahrungen nicht so klar und Halt gebend ausreifen konnte, wie es nötig gewesen wäre, um sich selbst ganz klar greifen und spüren zu können – und damit FÜHLT er quasi in sich selbst, wo zuvor ein Gefühl der (Borderline typischen) Leere war, nun den Autismus. Und dies mitunter so deutlich, dass er den Eindruck bekommt, „nun endlich einmal wirklich in sich hinein schauen zu können und endlich zu sehen, was dort (schon die ganze Zeit) ist!…“ –

Sodass der Betroffene im Grunde zwar einer Unwahrheit aufsitzt, diese jedoch selbst nicht oder nur in Ansätzen bemerkt – und er die möglichen „Unebenheiten“ aber verdrängt oder dem Bild des Autismus anpasst und etwas zurecht biegt, damit es rein passt und diese (neue) Identität gewahrt werden kann – weil es ja auch nicht schon wieder dieses unaushaltbare Gefühl geben darf, dass man wieder nicht Recht hatte… und man wieder haltlos als Niemand ins bodenlose Nichts fällt… und man solch panische Angst vor der Schwäche hat, sich und vielleicht sogar vor anderen zugeben zu müssen, dass man sich geirrt hat oder es nur gern so haben wollte… dass in der Folge aufgrund dieser Angst vor dem neuerlichen Identitätsverlust festgehalten wird: Ich habe Autismus. Und das schon immer. Und alles andere (vielleicht sogar die vorherige Idee oder Diagnose einer Persönlichkeitsstörung) war „falsch“ oder „nicht tiefgreifend und umfassend genug“ oder „man hat es damals eben nicht anders gewusst“ oder „es hat damals eben nie jemand nach der frühen Kindheit gefragt“… usw.

Wir sehen – all diese letzten Fragen können TATSÄCHLICH auch WAHR sein. Es kann tatsächlich ein verkannter Autismus sein. Aber es kann genauso auch eine stark ausgeprägte Persönlichkeitsstörung sein, die sich hinter dem angenommenen und übernommenen Autismus versteckt.

Wie können wir nun herausfinden, was es genau ist?

Denn die Therapie von Borderline unterscheidet sich ja gravierend von dem Unterstützungsansatz bei Autismus! (Und es mag sogar betroffene Borderliner geben, die sich sogar einer autismusspezifischen Therapie unterziehen würden, weil sie glauben, das mindere ihre Probleme und führe zu mehr Lebenszufriedenheit…) – …nur wird das Ergebnis leider sein, dass früher oder später dem Betroffenen entweder diese (nicht passende) Hilfeform so wenig nützt, dass er erneut daran (oder an sich selbst!) verzweifelt – oder dass er bemerkt, dass da etwas vielleicht doch nicht ganz stimmen kann – oder dass er irgendwann erstmals bewusst bemerkt, zugeben muss und sich mutig eingesteht, dass er da so manches doch etwas „zurechtgebogen“ hatte, um ins Bild zu passen – und er vielleicht eine Weil damit durchgekommen ist, doch letztlich dies ihm nicht hilft, heil und glücklich und erfüllt zu werden.

Und diese Erkenntnis ist ein solch großer Fortschritt in der Selbstreflexion – und sie zeigt einmal mehr diese unaussprechlich große NOT des Boderliners, dass er sich sogar einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung wie Autismus „unterordnet“ und sich selbst wie einen Baum, den der Gärtner zu stark stutzt, in dieses Bild des Autismus hinein presste, nur um diesen inneren Schmerz irgendwie loszuwerden…

Nun aber genug der Vorrede – schauen wir uns mal ein paar der Kriterien und Symptome beider Störungsbilder in der Gegenüberstellung an – und wie sie beispielhaft innerlich/ tatsächlich/ auf der strukturellen Ebene belegt sein können.

Links siehst Du die Spalte der autistischen Symptome, rechts dazu passende (mögliche) Symptome und Ausdrucksformen der Borderline-Persönlichkeitsstörung (und hier wesentlich auch des sog. „stillen Borderline“, das sich weniger nach außen zeigt, weniger Aggressivität nach außen lebt, sondern mehr mit sich selber ausmacht, ggf. auch in den sozialen Rückzug geht statt in die Aktivierung des sozialen Netzes, wenn es dem Betroffenen schlecht geht… usw. – Falls Dich dieser Subtyp der Borderline-Persönlichkeitsstörung weiterführend interessiert, schreib gern in die Kommentare, dann mache ich für euch einen Beitrag auch zu diesem spannenden Thema).

Und in den mittleren Spalten der Tabelle ist zu dem jeweiligen Störungsbild auch eine Zuordnung, WESHALB dieses Symptom ggf. gezeigt wird – und an dieser Stelle sehen wir dann auch die möglichen Unterschiede besser.

Tabelle

Symptome des Asperger-Syndroms/ HFA —>Bemerkung/ mögliche HintergründeBemerkung/ mögliche HintergründeMögliche Symptome einer Borderline-Persönlichkeitsstörung <—
schmerzende Einsamkeitdurch mangelnde Fähigkeit, Kontakt zu erleben (Stichwort „Glaskugel“), durch Isolation aufgrund zu hohem Stress, v.a. auch in sozialen Kontakten, mangelnde Theory of Mind etc. mangelndes soziales Verständnis („Was machen die Leute da?! Ist doch sinnlos…!“)z.B. durch mangelnde Objektpermanenz (wenn jemand aus den Augen ist, ist er gefühlt „total weg“ und jedes bis eben noch erlebte Band der Verbundenheit ist nicht mehr erlebbar), durch tiefe Trauer und Verlassenheitsgefühle, durch Selbstisolation, da man lieber Beziehungen SELBST („vorsorglich“) beendet, bevor man schmerzhaft erleben muss, wie der andere sie beendet… oder Beziehungen gar nicht erst eingehen aus Angst vor Verlassenwerden,
durch permanent wechselnde Beziehungspartner/Freunde, daher nie ein konstantes Bezugsumfeld, …
schmerzende Einsamkeit
Stress im sozialen Kontakt und sozialer Interaktiontypisches Symptom der ASS (Soziale Reizflut, generelle Reizüberflutung, Unsicherheit im Sozialkontakt, unklare soziale Rollen etc.)Angst vor Ablehnung, Angst vor Zurückweisung oder davor, Gewalt zu erfahren oder Opfer zu werden, wenn man „nicht so ist, wie der andere es erwartet“ (was man aber nicht immer klar weiß oder es problematisch wird, wenn dann MEHRERE andere mit verschiedenen Ansichten und Interessen da sind…), usw.Stress im sozialen Kontakt
Wenn man auf einen Termin oder jemanden wartet, kann man in der Zeit nichts anderes tun, man wartet wie gebannt und ist genervt, wenn der Termin dann verschoben wird/ jemand zu spät kommt und reagiert ggf. sehr gereizt, wirkt pedantisch oder beschimpft den anderen dann ohne zu hören, weshalb er später kam als ausgemacht o.ä.mangelnde exekutive Funktionen, mangelnde Fähigkeit, seine Aufmerksamkeit von etwas (dem nahenden Termin, auch wenn er erst in einigen Stunden ist…) abzuwenden, mangelnde Spontaneität und Flexibilität (in der Zwischenzeit schon mal was anderes machen/ die „Zeit sinnvoll nutzen“)… usw.   Problem, wenn Routinen oder Pläne durchkreuzt oder (unvorhersehbar) verändert werden…Heftige Stressreaktion, weil man in der Zeit des Wartens nicht machen kann, was man gerade will (Impulsivität), Und noch dazu muss man auf einen ANDEREN warten (fehlende Kontrolle!) – kommt er überhaupt noch? Lässt er mich hängen? …   Maximale Unsicherheit, WARUM der andere zu spät kommt (Katastrophengedanken, Ängste, Verlustängste) usw.Wenn man auf einen Termin oder jemanden wartet, kann man in der Zeit nichts anderes tun, man wartet wie gebannt und ist genervt, wenn der Termin dann verschoben wird/ jemand zu spät kommt und reagiert ggf. sehr gereizt oder beschimpft den anderen dann ohne zu hören, weshalb er später kam als ausgemacht o.ä.
Innere Unruhe/ Stress/ Angespanntheitdurch spontane unbeabsichtigte Brüche im Tagesablauf/ in den Routinen, da das Leben nie vollständig kontrolliert und vorhergesehen werden kann, durch auf dieser Welt immer wieder stattfindenden spontanen Sozialkontakten, die an sich bereits stressen (s.o.)… durch Unbeholfenheit, Unsicherheit, durch mangelnde zentrale Kohärenz/ Theory of Mind/ exekutive Funktionen… etc.ein grundlegend erhöhtes Stresslevel, schnellere Erregbarkeit durch Trigger/ stark einschießende Gefühlsspannungen, die weniger schnell wieder abflachen wie bei anderen Menschen. Grund: MEINES ERACHTENS nicht „angeboren“ oder „biologische Besonderheit“ (siehe hierzu meinen entsprechenden weiteren umfassenden Beitrag zu den Ursachen und Lösungsmöglichkeiten), auch: Trauma bedingt, Hyperarousal usw.Innere Unruhe/ Stress/ Angespanntheit
sich Verhaltensweisen und die Art zu Sein von anderen abschauen/ imitierenMasking, sich an anderen orientieren, die sich „normal“ verhalten, um eine sozial angemessene und angepasste Rolle spielen zu können, da man selbst intuitiv soziale Situationen und Rollenverhalten kaum verstehtIdentitätsdiffusion, Unklarheit, wer man selber eigentlich ist, durchaus chamäleonartiges Verhalten, auch: Übernahme der Meinung/ Interessen/ etc. des anderen durch Identifikation mit ALLEM, was der andere Ist, da durch den Abwehrmechanismus der Spaltung der andere und man selbst zu 100% identisch wahrgenommen wird, wenn man ein zwei identische Eigenschaften erkannt hat („Verschmelzung“), oder: Manipulationsversuch und Beeinflussung des anderen (auch ein Trauma bedingtes: Ich will, dass Du mich magst, um Gewalt oder Ablehnung zu entgehen, und Du magst mich, wenn ich dir sehr ähnlich bin oder nach dem Mund rede), Angst vor Ablehnung (wenn man widerspricht oder nicht so ist wie der andere es mag und wie er ist)sich Verhaltensweisen und die Art zu Sein von anderen abschauen/ imitieren
Zwänge/ zwanghaftes Verhaltenstarre Routinen, Inflexibilität durch zahlreiche Irritationen/ unverarbeitbare Reize und Informationen, fehlende innere Struktur, die Suche nach Halt und Klarheit im Außenfehlende Ich-Struktur/ innere Struktur und Halt suchen in äußeren Strukturen, auch Grübelzwang, überwertige Ideen etc., auch hypochondrische oder paranoide GedankenZwänge/ zwanghaftes Verhalten
sich wie in einer anderen Welt fühlen, nicht zugehörig zur „Welt der Anderen“Durch das Anders-Sein und ggf. erfahrene Ablehnung (s.u.), Stigmatieierung, Thema „Glaskugel“/ mangelnde Empathie, Theory of Mind usw., durch die Behinderung wie ein „Mensch zweiter Klasse“ behandelt werden… uvm.Durch das Anders-Sein und ggf. erfahrene Ablehnung (s.u.), durch häufig vorkommende Dissoziationen (hier v.a. die Derealisation; die Welt um einen herum rückt wie auf einer Leinwand etwas weg oder wirkt unwirklich, surreal, fern…),
oder weil man durch die Gefühlsschwankungen und eigene Unberechenbarkeit nicht so teilhaben kann an Arbeit, Gesellschaft, „normalem Leben“, wie die anderen und wie man gern würde…,
häufiges Verlassenwerden von Partnern,
kein Halt durch konstante Berufstätigkeit/ Freundeskreis/ Familie (o.ä.) – sich wie ein „wandelndes Irrlicht“ fühlen oder „verloren in einer grausamen Welt“ (Trauma, Spaltung, Stimmung…)
sich wie in einer anderen Welt fühlen, nicht zugehörig zur „Welt der Anderen“
Ablehnung erfahrendurch sozial unangepasstes Verhalten, da die impliziten und expliziten sozialen Regeln nur unzureichend verstanden oder angewendet werden können, da man „kalt“ wirkt, da Mimik und Gestik ggf. mangelt oder es kein erkennbares emotionales Mitschwingen mit dem Gegenüber gibt, durch Mobbing, durch „komisch sein“ in den Augen der anderen… Oder durch EIGENE Ablehnung gegenüber den anderen, weil man zu viel Schmerz erlebt hat, weil einen niemand zu verstehen scheint… (etc.)durch Mobbing, Ausgrenzung, weil man missverstanden wird, weil „keiner nachvollziehen kann, wie es einem eigentlich geht“ und warum man sich so verhält…! (Man macht das ja nicht mit Absicht, wenn man so wütend ist und manchmal austickt…), durch die Impulsivität und ggf. Unstabilität in Absprachen und dem Einhalten von Verabredungen (man bekommt vorher total Angst davor oder gerät in Hochstress und kann nicht anders, als sich zu isolieren und den Stress mit irgendwas weg zu machen…),   Oder „weil man anders ist“, durch ggf. einen sehr individuellen Kleidungsstil, durch sichtbare Selbst-Verletzungen, mit denen andere nicht umzugehen wissen (usw.)Ablehnung erfahren
komorbide Depressionenein Gefühl innerer Leere aufgrund der Einsamkeit oder aufgrund der starken Depression, der Andersartigkeit, der Hilflosigkeit gegenüber Mobbing und Ansgrenzung…starke depressive Zustände und/oder das Gefühl der inneren Leere durch Identitäts-/ Ich-Unklarheit, durch Einsamkeit, Gefühl „von der ganzen Welt verlassen zu werden“/ Spaltung/ oder durch die Sackgasse der Verzweiflung aufgrund permanent schmerzender Dilemmata (Nähe wollen und nicht aushalten, etwas tun und erreichen wollen und es nicht können…)komorbide Depressionen – oder das Gefühl innerer Leere
tranceartiges oder roboterhaftes bzw. ferngesteuert wirkendes Handeln, z.B. einen Weg draußen von A nach B laufenFixierung auf Routine, da (Grund-)Stresslevel zu hoch ist, Fokus auf der „eigenen inneren Welt“ oder Kampf gegen die reizüberflutende oder beängstigende (da unberechenbare oder unverständliche) Welt im Außen – was zu Dissoziationen führt und zu „innerer Abschottung von der Welt“Dissoziative Fugue (meist ausgelöst durch Hochstress und Flashback), Dissoziationen durch zu hohes (Grund-)Stresslevel, sich in Tagträumereien verlieren, Ausblendung und Entfremdung von der Außenwelt durch (auch diffuse) Angst vor dieser.tranceartiges oder wie ferngesteuert wirkendes Handeln, z.B. einen Weg draußen von A nach B laufen
plötzlicher Wechsel in den Aktivitäten/ Interessen/ „Hobbys“wechselnde Spezialinteressen, die per Definition je unter Ausschluss (nahezu) aller anderen Aktivitäten und Interessen sind.   Achtung: bei ASS halten die Spezialinteressen mehr als Wochen und Monate, bis hin zu Jahren gleichbleibend intensiv an.Impulsivität zusammen mit starker Reaktivität der Stimmung UND dem Abwehrmechanismus der Spaltung: Man ist ENTWEDER Fan von xy ODER Fan von yz. Man mag ENTWEDER xx ODER yy – „…und falls man merkt, dass man sich in xx geirrt oder so sehr getäuscht hat, so weiß man nun, dass es ja definitiv yy ist!“… (und umgekehrt…), oder: temporäre absolute Identifikation mit etwas/jemandem inklusive aller seiner Eigenschaften und Vorlieben (mangelnde Ich-Stabilität)   Bei der BPS können derartige Wechsel auch innerhalb eines Tages mehrfach stattfinden (müssen aber nicht), sie sind aber nahezu nie Monate oder Jahre überdauernd gleichbleibend.plötzlich wechselnde Aktivitäten/ Interessen/ „Hobbys“/ Ziele…
Trauma in der Biografie, sowie anfällig für erneute Viktimisierungviele Autisten erleben Traumata, auch durch ihre Schwierigkeit, die Absichten anderer einzuschätzen und vielen weiteren Gründen, welche Du >HIER im entsprechenden Beitrag finden kannst.Es existiert die These, dass die BPS durch frühes Trauma oder anhaltende Traumatisierung sowie Bindungstrauma verursacht wird. Und falls nicht, so kann auch die Impulsivität, ggf. Promiskuität, die überschießenden Emotionen, auch blinde Begeisterung zusammen mit einem Nicht-ausreichend-Beachten der Folgen oder Umstände, sowie die Neigung zu Selbstverletzung und „(Selbst-)Verletzung durch die Hand des anderen“ traumatische Situationen hervorbringenTrauma in der Biografie, sowie anfällig für erneute Viktimisierung
Große Feinfühligkeit, ggf. starke Reaktion auf bestimmte Reize/ Gerüche/ Geräusche usw., ggf. „starke Antennen“ in der Wahrnehmung von Ablehnung und Kritikfalls ein Mensch mit Autismus sehr feinfühlig ist, kann dies Trauma-Hintergründe haben oder es handelt sich um die angeborenen „biologischen Besonderheiten“ der Reizverarbeitung, teilweise gepaart mit Hineinsteigern in bestimmte Reize durch mangelnde exekutive Fähigkeiten sowie der Schwierigkeit, sich von einem einmal fixierten Reiz zu lösen – und zugleich haben auch viele Autisten soziale Ängste, fühlen sich minderwertig usw… und reagieren entsprechend dieser (zusätzlichen!) Problematik dann überempfindsam auf Ablehnung o.ä.meist Trauma bedingt… damit sich der Organismus schützen kann vor erneuten Übergriffen, damit kleinste Abweichungen bemerkt werden können…,   auch durch starke innere Bewertungsmuster und Angst vor (erneuter) Ablehnung und Zurückweisung oder Kritik, um sich eigentlich vor erneutem Schmerz schützen zu wollen…  Große Feinfühligkeit und „starke Antennen“ in der Wahrnehmung von Ablehnung und Kritik, ggf. auch sog. „Hochsensibilität“
Vermeidung von Nähe, teils auch ein grob wirkendes, abweisendes Verhalten oder verbales Wegstoßen andererggf. aufgrund von Überforderung mit der Situation/ zu wenig Kenntnis und mangelndes intuitives Verständnis sozialer Situationen, oder Aversion/ Ekel vor bestimmten Details der betreffenden Situation, unangenehme Überempfindung dabei auftretender Reize (Schmerz statt angenehmer Berührung o.ä.)Nähe wird einerseits gesucht, andererseits ist sie dann „viel zu eng“/ zu „klebrig“/ es entsteht schnell ein Gefühl von Angst vor Vereinnahmung, vor Kontrollverlust… (vieles davon ist m.E. traumabedingt!), auch durch vorherige Idealisierung des anderen (Nähe herstellen), die dann als Seifenblase erkannt wird, platzt und in Frust, Enttäuschung, tiefen Schmerz und Abwertung des anderen (oder/und sich selbst) führt – was beides zu einem Versagen des Kontaktes führt. Aus Selbstschutz, aus Angst oder aus Selbstbestrafung.Vermeidung von Nähe, oft ein Wegstoßen anderer, wenn Nähe dann aufgebaut wurde oder naht… oder der andere Nähe herstellen will…
Wenige, oberflächliche und/ oder instabile Kontakte,   „man kann nicht so richtig vorausplanen, weil man nie genau weiß, ob man dann das Treffen aushalten kann“meist durch Isolation, sozialen Rückzug,   oder auch durch „Burnout“, weil einem immer wieder alles zu viel wird… und man das Treffen absagen muss, weil man keine Kraft mehr dafür hat… usw.   Oder weil man gerade Kraft tanken muss, um den nächsten Arbeitstag oder Termin zu überstehen/ zu planen/ oder man jetzt seine Routine und Struktur braucht und das Treffen mit dem anderen da völlig in die Quere käme! (Suche nach Halt durch zu viel Stress und Überforderung mit dem Alltag und der „Welt“)Impulsivität, auch in den Interessen und sehr stimmungsabhängig (habe ich Lust, mich mit xy für yz zu verabreden? Heute JAAA! Morgen? Keine Ahnung…), schwankendes Energielevel (ebenfalls durch sehr reaktive Gefühlszustände),   durchaus „Burnout“, weil einem alles zu viel wird und man gar nichts mehr kann… und keine Kraft mehr da ist für ein Treffen…   Oder weil man so viel Stress hatte, dass man jetzt erstmal dafür sorgen muss, irgend etwas zu tun, um diesen Stress zu mildern! …und an das Treffen kann man dann überhaupt nicht denken…!Wenige, oberflächliche und/ oder instabile Kontakte,   „man kann nicht so richtig vorausplanen, weil man nie genau weiß, ob man dann das Treffen aushalten kann“
sich auch als Erwachsener wie ein Kind fühlen/ sich u.U. sogar anderen Kindern oder Teenies unterlegen fühlenautistisch bedingte emotionale Unreife, Naivität, Unbeholfenheit in sozialen Interaktionen,   mangelnde Spontaneität in der Reaktion auf z.B. ein kindlich direktes Angesprochenwerden, auf Witze, Ironie, Abwertung etc. (aufgrund mangelnder zentraler Kohärenz, ToM, usw.)Entwicklungstrauma/ frühes Trauma und ein nicht vollständig ausreifen (und „erwachsen werden“) könnendes Ich   sowie weiterhin stark aktive („unreife“) Abwehrmechanismen, wie sie auch kleine Kinder nutzen müssen, um zu überleben – sowie extreme Gefühle, Gefühlsschwankungen, keinen echten Halt erleben, sich unsicher fühlen… usw.sich auch als Erwachsener wie ein Kind fühlen
Sich so sehr in einer Tätigkeit (z.B. etwas zu lesen) oder in Gedanken verlieren, dass man gar nicht mitbekommt, was in der Zeit um einen herum geschehen ist (oder wohin man in dieser Zeit weiter gelaufen ist)möglicherweise aufgrund des stark bildhaften Denkens (den „inneren Film der Gedanken“ förmlich ÜBERLAGERND dem realen visuellen Eindruck der Umgebung wahrnehmen), oder aufgrund der Detailfokussierung und dem Ausblenden von allem anderen außen herumMöglicherweise Dissoziation oder dissoziative Fugue (s.o.), oder starke emotionale Beteiligung bei dem, was man gerade tut und „sich ganz darauf konzentriert“ (z.B. „die SMS an den Freund und die Gedanken an unser Treffen heute Abend machen mich so happy, dass ich in diesen Gefühlen gerade bade und alles andere um mich vergesse…“) sowie Spaltungsmechanismen oder ggf. gar verschiedene innere Anteile, die sich gegenseitig ausschließen und je der inaktive im Erleben aktuell „verdrängt“ wirdSich so sehr in einer Tätigkeit (z.B. etwas zu lesen) oder in Gedanken verlieren, dass man gar nicht mitbekommt, was in der Zeit um einen herum geschehen ist (oder wohin man in dieser Zeit weiter gelaufen ist)
Plötzliche Zustände, in denen alles zu viel wird, die Welt sich um einen herum dreht, man in eine Art Blackout gerät oder man völlig die Kontrolle über sich verliert, von allen Seiten prasseln u.U. die Reize noch ungefilterter auf einen ein, überfluten einen, und die Gefühle dabei sind unbeschreiblich schlimm – oder so dass man gar nicht mehr weiß, was man eigentlich fühlt…Overload – und in der Folge Meltdown-ZuständeFlashback eines erlebten Traumas (sofern vorhanden),   absolutes Durchdrehen im Hochstress, der das Hirn völlig „ausschaltet“ und nur noch die Überlebensprogramme aktiv sind…Plötzliche Zustände, in denen alles zu viel wird, die Welt sich um einen herum dreht, man in eine Art Blackout gerät oder man völlig die Kontrolle über sich verliert, von allen Seiten prasseln u.U. die Reize noch ungefilterter auf einen ein, überfluten einen, und die Gefühle dabei sind unbeschreiblich schlimm – oder so dass man gar nicht mehr weiß, was man eigentlich fühlt…
Leichte Reizbarkeit zu aggressivem VerhaltenStress!   Schlafprobleme oder Unruhe aufgrund bevorstehender unklarer Termine/ Situationen etc.
Reizfilterprobleme, usw.
Stress!   innere Unruhe (s.o.), unbefriedigte (Grund-!)Bedürfnisse, Gegenangriff auf erlebte (oder so wahrgenommene) Angriffe verbaler oder körperlicher Art, Abwehr der Angst vor Ablehnung… usw.Leichte Reizbarkeit zu aggressivem Verhalten

Anmerkung

Die obige Aufzählung ist natürlich trotz ihrer Fülle noch nicht abschließend… Und sie beinhaltet in einigen Bereichen meine eigene Spekulation bzw. meine Schlussfolgerungen aufgrund meines bisherigen Informationsstands zu den Themen – aber vielleicht mag sie ein erster Orientierungspunkt oder Anregung zum Weiterdenken für Dich sein.

Die wissenschaftlich aktuellste Version der Diagnosekriterien für eine Persönlichkeitsstörung (und hierunter auch die Borderline-Persönlichkeitsstörung bzw. das Borderline-Muster als Spezifizierung der vorhandenen Persönlichkeitsstörung) habe ich Dir zum Download als deutsche Übersetzung aus der aktuellen ICD-11, dem internationalen Diagnosekatalog der WHO >HIER zur Verfügung gestellt.

Was sagt uns die Kindheit?

Natürlich ist es ebenfalls ein relativ sicheres Kriterium, wenn wir Angehörige haben oder Schulzeugnisse oder andere Beurteilungen Dritter, die den betroffenen Menschen bereits als kleines Kind kannten und von denen wir eine Aussage zum damaligen Verhalten und Auffälligkeiten des Betroffenen einholen können.

Man sagt natürlich, dass sich Autismus bereits sehr früh, in der Regel innerhalb der ersten drei Lebensjahre äußert und untrügliche Anzeichen zu erkennen sind. Zudem der fehlende wechselseitige Kontakt zwischen Kind und Bezugsperson – d.h. dass das Kind große Schwierigkeiten hat, sich zu anderen Menschen in Beziehung zu setzen. Das autistische Kind nimmt uns nicht mit in sein Erleben und in das, was es tut. Es zeigt uns nicht stolz das, was es gemalt oder gebaut hat; es deutet vielleicht auf das Essen oder macht eine Zeigegeste, um etwas zu bekommen, aber nicht, um uns z.B. den Hund zu zeigen, den es gerade dort drüben entdeckt hat.

Und natürlich muss auch geforscht werden, inwieweit es Veränderungsängste, Rituale, stereotype Verhaltensweisen/ Stimming-Verhalten oder Spezialinteressen gegeben hat bzw. noch gibt.

Für eine Autismus-Diagnose müssen natürlich alle im ICD-10 bzw. dem aktuellen ICD-11 gelisteten Kriterien erfüllt sein; und dies nicht erst seit der Pubertät oder dem Erwachsenenalter.

Aber wie bereits in der Einleitung beschrieben, kann es auch Menschen mit Traumafolgestörung UND Borderline-Persönlichkeitsstörung geben, die retrospektiv ähnliche Verhaltensweisen an den Tag gelegt haben wie ein autistisches Kind (wir denken hier an

  • Introvertiertheit,
  • Schüchternheit,
  • anklammerndes Verhalten,
  • Entwicklungsverzögerungen v.a. im Bereich:
  • Ich-Struktur, sozialem Miteinander,
  • Emotionsregulation usw…,
  • auch u.U. eine traumabedingt überschießende Angstreaktion gegenüber Fremden oder Veränderungen,
  • sowie (Angst bedingt) fehlende oder nur sehr wenige Kontakte zu anderen, oder auch
  • Wutausbrüche sowie
  • Tic-Verhalten mit autodestruktivem Inhalt etc.)

Und vor allem, wenn wir nicht genug Angehörige, „Zeitzeugen“ oder anderweitiges Material aus der frühen Kinderzeit bekommen können, ist eine Differentialdiagnose durchaus eine kniffelige Sache und sollte unbedingt in fachlich kompetente Hände fallen, die sich den ganzen Menschen anschauen, die auch mögliche (auch in der Diagnostik!) auftretende (Selbst-)Manipulationen bzw. Verleugnung oder Verdrängungen erkennen – und die vor allem auch in der Wahrnehmung der Gegenübertragung in sich selbst als Diagnostiker geschult sind, um vom Patienten abgewehrte oder gänzlich verdrängte Inhalte oder vom Patienten projizierte Gefühle zu erkennen und für die korrekte Diagnosestellung einsetzen können.

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