Psychologie, Selbsthilfe und Persönlichkeitsentwicklung


Wiedererkennungsprobleme oder Gesichtsblindheit (Prosopagnosie)?

Es ist ein nicht selten auftretendes Phänomen, dass gerade Autisten Schwierigkeiten haben, andere Menschen wiederzuerkennen bzw. ihre Gesichter zu erkennen, v.a. wenn ihnen diese Menschen nicht im gewohnten Kontext begegnen. Wann leidet ein Mensch an einer klassischen Gesichtsblindheit und wann ist es eine Wiedererkennungs-Problematik, die sich in der autistischen neurologischen Besonderheit begründet?

Selbstverständlich können auch Autisten eine Gesichtsblindheit (Prosopagnosie) haben – in Deutschland sind davon nämlich 2 Millionen Menschen betroffen1, die Wahrscheinlichkeit ist damit zwar nicht extrem hoch, aber es ist möglich. (Obwohl SCHÄTZUNGEN inzwischen von ganzen 2% der Bevölkerung ausgehen, da diese Störung häufig unerkannt oder undiagnostiziert bleibt4)

Eine Gesichtsblindheit äußert sich dadurch, dass keine Gesichter erkannt werden können. Der Betroffene SIEHT den Menschen und sein Gesicht, aber er kann einen Menschen nicht allein anhand des Gesichts erkennen. Das Institut für kognitive Neurowissenschaft der Universität Bochum definiert es folgendermaßen:

„Das Wort ‚Gesichtsblindheit‘ ist nachempfunden dem Ausdruck ‚Farbenblindheit‘. Jeder weiß, daß ein Farbenblinder nicht Farben erkennen kann, er sieht z.B. seine Umgebung wie in einem alten ‚schwarz/weiß Film‘. Jedoch ist er nicht blind. Er kann alleine ohne Blindenhund durch die Straßen laufen und erkennt ihm entgegenkommende Passanten, ohne diese anzulaufen.“2

Auch bei einer Wiedererkennungsproblematik haben wir durchaus dasselbe Phänomen – natürlich individuell mehr oder weniger stark ausgeprägt. Gerade im Zusammenhang mit Autismus wird das Problem damit erklärt, dass es die Folge dessen ist, dass autistische Menschen durch eine mangelnde zentrale Kohärenz (also die Dinge in ihrer Ganzheit und die Details in ihrem Gesamtzusammenhang wahrnehmen und entsprechend einordnen zu können) die Details eines Gesichtes zwar erkennen, aber es fällt ihnen schwer, das Gesicht als GANZES wahrzunehmen, auch wenn man es versucht oder wenn man glaubt, jedes Detail des Gesichts angeschaut zu haben.

Und somit ist verstehbar, dass das Gegenüber deshalb beim nächsten Mal nicht klar wiedererkannt werden kann, sofern man diese Details, welche durchaus mitunter einprägsam waren, aber in der aktuellen neuen Situation nicht erneut sehen kann, weil der Bart nun anders geschnitten wurde oder weil die Person zu weit weg ist oder weil es noch unzählige andere Personen gibt, die sehr ähnliche Augenbrauen haben usw. usf.

Häufig wird ein anderer Mensch daher aufgrund weiterer Attribute abgespeichert – z.B. anhand seiner Jacke, die er häufig trägt, anhand seiner Statur, seiner Haarfarbe, seiner Art zu Laufen, seinem Geruch o.ä. Problematisch ist es hier nur, wenn Attribute im Zusammenhang mit der Person abgespeichert werden, die veränderlich sind oder die nur in einem speziellen Kontext auftreten (z.B. eine Berufskleidung o.ä. … Dann wird es in anderen Kontexten schwer mit der Wiedererkennung des anderen Menschen.

Folgen einer Gesichtsblindheit – Erinnert uns das nicht an etwas…?!

Kinder grüßen ihre Schulkameraden nicht oder zu wenig, wenn sie ihnen auf der Straße begegnen, vielleicht wird der betroffene Mensch auch irgendwann eine Art „Tunnelblick“ oder dissoziativ anmutende Zustände erleben, weil ihm da permanent Reize und Informationen entgehen und er „sich so durch den Alltag hindurch schlängelt“ und hofft, nicht allzu sehr negativ aufzufallen dabei… Vielleicht entwickelt man auch ein negatives Selbstbild, weil man bemerkt, dass man essentielle Fähigkeiten wie das Gesichter-Erkennen nicht hat, was aber alle andere Menschen ganz natürlich zu haben scheinen… Und es kann sein, wie Dr. Laskowski beschriebt, dass „man bald in schwerwiegende soziale Schwierigkeiten [kommt]. Die Bekannten sehen einen als unhöflich oder eingebildet an. In der Regel meiden sie [die] Gesellschaft [mit dem Betroffenen]. So wird ein Gesichtsblinder häufig zum sozial isolierten Außenseiter.“2

„Oft haben Menschen mit angeborener Prosopagnosie jahrelang keine Ahnung, dass sie Gesichter anders wahrnehmen, als ihre Mitmenschen. Sie werden oft als ‚unsozial‘ oder ‚eigenartig‘ beschrieben, da sie nicht wissen, mit wem sie reden oder Bekannte im Alltag zu ignorieren scheinen. Somit ist die Kommunikation nicht nur durch das ‚Nichterkennen‘ von Seiten der Betroffenen eingeschränkt, sondern auch durch die Reaktion der Mitmenschen auf das scheinbar unkommunikative oder gar arrogante Verhalten. Dies kann zu Unsicherheit, mangelndem Selbstbewusstsein, oder in schlimmeren Fällen zu Depressionen führen.“3 (Uni Bochum)

„Prosopagnosie bei Kindern ist möglicherweise nicht direkt offensichtlich da, gerade bei Kleinkindern, das Wiedererkennen von Personen ausschließlich anhand des Gesichts, nicht festzustellen ist bzw. erwartet wird. Es kann auch vorkommen, dass Kinder mit Prosopagnosie als ‚schüchtern‘ oder ‚introvertiert‘ eingestuft werden.“3

Na…? Wer hat nicht auch zumindest kurz gedacht, dass solche Konsequenzen durchaus für einen ungeschulten Außenstehenden autistisch anmuten könnten…? Und wie ist es da mit der Diagnostik der betroffenen Kinder… wenn die Eltern vielleicht Autismus vermuten? – Zugegeben, es ist ein absolut verschwindend geringer Anteil an Kindern mit angeborener Prosopagnosie in Deutschland, gemessen an den mittlerweile mit 1% angegebenen autistischen Menschen. Von daher dürfte sich diese Frage kaum stellen – und ein gesichtsblinder Mensch hat auch nicht per se GRUNDLEGENDE Probleme in der sozialen Interaktion – und keine repetitiven Verhaltensweisen/ Spezialinteressen/ starre Routinen usw., wie wir es bei Autismus-Spektrum-Störungen vorfinden (müssen!).

Dennoch ist es interessant, für sich herauszufinden, ob man nun eventuell das doppelte negative Los gezogen hat und zum Autismus auch noch angeboren gesichtsblind ist oder ob sich eine möglicherweise vorhandene Wiedererkennungsproblematik rein auf den Autismus bzw. begleitende neurologische Besonderheiten anderer Art begründet.

(Und wir müssen hier einmal der Vollständigkeit halber die Vermutung festhalten, dass ein gesichtsblindes Kind ja auch sehr wahrscheinlich (je nach Schweregrad und Ausprägung – siehe weiter unten) keine Emotionen in den Gesichtern seiner Mitmenschen erkennt(?), weil es das Gesicht ja gar nicht wirklich sehen kann oder dem Gesicht schnell keine Bedeutung mehr zumisst und in der Folge dort auch kaum mehr hinschaut, eben WEIL es dort ja nichts für das gesichtsblinde Kind zu entdecken gibt, was es lohnt, beobachtet zu werden… – Und in der Konsequenz wird solch ein Kind ggf. auch Probleme entwickeln in der Theory of Mind und der Empathie… Was wir wiederum auch bei Autismus finden können.)

Was unterscheidet nun aber eine Gesichtsblindheit von einer Wiedererkennungsproblematik?

Denn auch ein gesichtsblinder Mensch SIEHT das Gesicht ja mit seinen Augen prinzipiell. Es ist kein dunkler Fleck. Aber er erkennt es einfach – genau wie ein autistischer Mensch, der unter der Wiedererkennungsproblematik leidet – nicht wieder, wenn es ihm erneut begegnet.

Und der Beschreibung einer Betroffenen zufolge, die unter Gesichtsblindheit leidet, können wir auch noch keine klare Abgrenzung vornehmen – es klingt zunächst erstmal ziemlich „autistisch“:

„Ich sehe das Gesicht, nehme durchaus wahr, ob es mir gefällt, ob es mir nicht gefällt, aber ich sehe nicht das Gesicht als Gesamtheit. Ich sehe vor allem Details, die sich zu einem Gesamtbild zusammenfügen, und mir dann sagen, diese Person kenne ich oder ich kenne sie nicht.“ 1

Und um zu verdeutlichen, in welchem Ausmaß eine klassische Gesichtsblindheit besteht, hier ein weiteres Zitat der Betroffenen:

„Meine Mutter rief mich [als Kind] in die Küche und da saß eine Frau und meine Mutter fragte strahlend ‚Guck mal! Weißt Du, wer das ist?‘ Es war Tante Erna, die sehr häufig längere Zeit zu uns zu Besuch kam und dann auch mit uns den normalen Alltag gelebt hat, eine Person, die mir durchaus vertraut war – die ich aber nicht erkannt hatte.“ 1

Das heißt, selbst die vertrauten Gesichter der eigenen Familie können nicht korrekt zugeordnet werden – und sogar das eigene Gesicht im Spiegel wirkt für einen Menschen mit Prosopagnosie … „fremd“ oder vielleicht „austauschbar“ mit einem sehr sehr ähnlichen, das dann unbemerkt einem entgegen schaut, alle Grundzüge aufweist und doch nicht das eigene ist(?). Das eigene Gesicht ist zwar gut bekannt, eindeutig und durch den guten Intellekt des Betroffenen auch als „eigen“ erfasst, weil es sich ja identisch bewegt und man sich selbst dabei zusehen kann, dass und wie man den Mund öffnet oder sich schminkt oder seine Haare kämmt – aber es scheint doch anders zu sein als bei Menschen, die nicht gesichtsblind sind.

…Fragt sich jetzt gerade jemand, ob er gesichtsblind ist?… 🙂 Ich muss gestehen, ich überlege selbst gerade, woran ich eigentlich mein eigenes Gesicht im Spiegel erkenne; denn erstens schaue ich mein Gesicht nahezu nie im Spiegel als Ganzes an, sondern prüfe maximal rein zweckmäßig, ob der Zopf stimmt und man so raus auf die Straße gehen kann oder ich schaue im Spiegel nach, wenn ich was im Auge habe… Und das tue ich nicht, weil ich mich nicht anschauen WOLLTE oder hässlich fände, sondern weil ich einfach kaum Interesse an einem Gesicht habe. An meinem eigenen, wie an anderen auch. – Wie ist das bei euch? Wie erlebt ihr euer eigenes Spiegelbild? Wie seht ihr Gesichter und wie erkennt ihr eure Bekannten wieder?

Ein Betroffener von Gesichtsblindheit berichtet auf der Webseite der Universität Bochum zum Thema noch folgende Spezifikation: „Bisher unerwähnt blieb aber stets, daß sich PA in verschiedenen Individuen mit unterschiedlicher Prägnanz ausprägt. Die Erfahrungen verschiedener Gesichtsblinder beim Sehen von Gesichtern sind also keineswegs gleich. Nachdem ich selbst im 69. Lebensjahr durch einen Schlaganfall PA bekommen habe, habe ich durch ausführliche Diskussionen mit etwa 60 weltweit verbreiteten Leidensgenossen Einzelheiten über individuelle Eindrucksunterschiede beim Sehen von Gesichtern erfahren können. Von diesen möchte ich abschließend zusammenfassend kurz berichten […]

Charakterisierung der Gruppen 1 bis 4:

  1. Gesichter werden nur relativ selten nicht erkannt, wenn der Betreffende der bekannten Person unerwartet am unerwarteten Ort gegenübersteht. Diese relativ harmlose Belästigung wird von den Betroffenen zuweilen als nicht besonders störend empfunden, ja sie betrachten sich gar nicht als krank. Diese Personen haben zumeist auch ein erfolgreiches akademisches Berufsleben absolviert. In der Regel gehören in diese Gruppe Personen mit congenitaler PA. Wir wollen diese Gruppe durch die Symbole GBM Für Gesichtsblindminimum symbolisieren. Sehr Wahrscheinlich ist die Anzahl Gesichtsblinder der Gruppe GBM wesentlich größer als allgemein angenommen.
  2. Andere Gesichtsblinde können Gesichter dagegen stets nur sehr undeutlich wahrnehmen und daher Gesichter von Bekannten leicht verwechseln. Wir wollen sie durch die Symbole GFL, für Gesichtsfeldlücken, kennzeichnen. Untersucht man mit geeigneten optischen Geräten die 360° des Gesichtsfeldes eines jeden Auges, so treten nachweisbare Wahrnehmungsstörungen, also Lücken in bestimmten Bereichen der Gesichtsfelder des linken und/oder rechten Auges auf. Das konnte z.B. in meinem Fall nachgewiesen werden.
  3. Andere Gesichtsblinde nehmen zwar Gesichter ganz deutlich wahr, jedoch wird der Eindruck eines bestimmten Gesichtes innerhalb weniger Minuten, in denen das Gesicht nicht gesehen wird, wieder vergessen. Angehörige dieser Gruppe wollen wir durch das Symbol GV, für Gesichtsvergessen, kennzeichnen.
  4. Schließlich gibt es eine Gruppe von Gesichtsblinden, die Gesichter nur als vage, wenig strukturierte Fläche, also nicht als dreidimensional strukturierte Gestalt wahrnehmen. Verschiedene Gesichter erscheinen diesen Menschen also als identisch. Wir wollen diese Gruppe daher mit dem Symbol GI, für Gesichtsidentität, kennzeichnen.

Eine wichtige Ergänzung in Bezug auf Träume soll hier noch erwähnt werden. Der gesunde Mensch erlebt in seinen Träumen Personen, die er aus seinem täglichen Leben kennt oder nicht kennt. In allen Fällen kann ein gesunder Mensch die im Traum erlebten Personen vermittels ihrer Gesichter im Traum identifizieren. Zur Überprüfung der Identifizierungsfähigkeit von Gesichtern im Traum von PA-Patienten habe ich sowohl Personen mit congenitaler PA als auch Personen mit erworbener PA nach Ihrem Gesichtserkennungsvermögen während ihrer Träume befragt. Diejenigen mit congenitaler PA berichteten mir, sie würden im Traum nur unstrukturierte vage eiförmige Flächen an den Körperstellen sehen, wo sich normalerweise ein Gesicht befindet. Bei Personen mit erworbener PA waren die Ergebnisse nicht einheitlich. So habe z.B. ich selbst nach meinem Schlaganfall monatelange Phasen erlebt, in denen ich im Traum keine Gesichter erkennen konnte im Sinne von GFL oder GI. Etwa ein Jahr nach dem Schlaganfall hatte ich das freudige Erlebnis, in meinen Träumen wieder Gesichter erkennen zu können, wie zu meinen gesunden Zeiten. Diese beglückenden Phasen wurden aber wieder von Phasen mit gesichtsblinden Träumen unterbrochen. Hatte ich normale Träume, in denen ich Gesichter erkennen und identifizieren konnte, dann war beim morgendlichen Erwachen das Bewußtwerden der tagsüber zu erlebenden Gesichtsblindheit besonders bedrückend.“2

Eine Prosopagnosie kann also durchaus in der Symptomatik nahezu identisch sein mit einer durch autistische Besonderheiten in der Wahrnehmung erschwerten oder nahezu verhinderten Gesichtserkennung.

Woher weiß ich nun, ob ich gesichtsblind bin oder „nur“ Probleme in der Wiedererkennung habe?

Denn auch die Ursachen, welche für die Prosopagnosie angegeben werden, lassen noch keine klare Abgrenzung zu:

Ursachen der Prosopagnosie

„Man weiß heute, daß zwei Ursachen zur Gesichtsblindheit führen können. Erstens gibt es eine angeborene Gesichtsblindheit, zweitens eine Gesichtsblindheit, die durch einen Schlaganfall oder Hirnverletzungen infolge eines Unfalls auftreten kann. […]Sie beruht sehr wahrscheinlich auf einer Mutation eines Gens, das für die Funktionsfähigkeit von Neuronen (das sind Nervenzellen im Gehirn) verantwortlich ist. Analysen über Erbgänge congenitaler PA laufen zur Zeit. Bisher ist darüber noch wenig bekannt. Die PA, die als Folge eines Schlaganfalls oder einer Hirnoperation eingetreten ist, wird als ‚erworbene PA‘ bezeichnet.“2

Diagnose einer Prosopagnosie

Bei einer Diagnostik auf PA fragt der Arzt z.B., woran man die Oma oder die Mutter oder den Vater etc. erkennt – und wie man sie erkennt, wenn sie plötzlich vor der Tür stehen würden.

Dr. Thomas Grüter1 erklärt hierzu folgendes:

„Wenn Sie jemanden fragen: Woran erkennen Sie beispielsweise Ihre Mitmenschen, dann würde der normalerweise sagen: Ja, das weiß ich auch nicht. Wenn ich jemanden vor mir sehe, weiß ich, dass der das ist. – Und wenn jemand genau beschreiben kann, wie er andere Menschen erkennt, dann funktioniert das Haupterkennungsmerkmal, also das Gesicht, vermutlich nicht richtig. Also allein, dass mir jemand sagen kann, dass er andere Menschen beispielsweise an der Haarfarbe, an der Gesichtsform, an der Sprache, an der Stimme, am Gang erkennt, zeigt mir schon, dass er Probleme hat, andere am Gesicht zu erkennen.“


Nun kommt meine Umfrage an alle meine autistischen Leser: Wie würdet ihr auf eine solche Frage antworten, wenn euch jemand fragt, woran ihr eure Mitmenschen erkennt?

Ich bin super gespannt auf eure Antworten und Kommentare zum Thema!

HIER könnt ihr auch einen Online-Test auf Prosopagnosie der Universität Bochum machen: https://www.ruhr-uni-bochum.de/neuropsy/tests/gesichter.html  – Dieser Test ist zwar ohne Auswertung und man kann auch keine Tasten drücken zur Auswahl Ja oder Nein – aber ich denke, man wird merken, ob man definitiv Gesichter zuordnen bzw. wiedererkennen kann oder nicht. – Nur bleibt für mich die Frage bestehen… warum aufgrund welcher Ursache kann man es (nicht)?

Unterscheidung

Ich glaube, nach all dem, was wir nun gehört haben, könnte ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal die Stressabhängigkeit sein. Tritt die mangelnde oder fehlende Gesichtserkennung nur oder verstärkt auf, wenn Du unter Stress stehst?

Und da man als Autist sehr häufig unter Stress stehen kann, muss man diese Frage für sich sehr präzise beantworten. Auch der obige Onlinetest in einer Situation mit erhöhtem Grundstresslevel gemacht – und dann noch die schnelle Bildfolge und die vielen (nicht alle von dem autistischen Gehirn) so schnell korrekt einsortierbare und verarbeitbaren Informationen von Gesichtern per se… können zu einem verfälschten Ergebnis führen.

Vielleicht kann es helfen, den oben verlinkten Test in aller Ruhe, mit innerlicher Vorbereitung auf das, was man gleich sehen wird, zu tun –
Und dann zu schauen, ob man es eben doch erkennt, dass einige Gesichter da definitiv NICHT der Person entsprechen, die man zu Anfang im Video gesehen hat. Und dieses Erkennen so schnell geht (selbst wenn man dann anfängt, die Details der Gesichter zu analysieren und kognitiv wie gewohnt das Gesicht zu scannen), dass man aber das GEFÜHL, dass nun dieses odee jenes Gesicht definitiv NICHT zur Referenzperson gehört, sehr schnell, ja automatisch und doch irgendwie reflexartig hat.
Es geht hierbei ja nicht um eine Erkennung der Emotionen wie im reading the mind in the eyes Test von Simon Baron-Cohen – sondern rein um das (Wieder-)Erkennen und Einordnen eines Gesichts. – Und sich zudem zu fragen, ob man nicht doch sich selbst auf alten Klassenfotos oder generell seine Eltern und guten Freunde ausschließlich am Gesicht erkennen kann.

(Meine Vermutung an dieser Stelle)

Quellen

1 Dokumentation: Gesicht unterscheiden: Wenn Freunde fremd sind | Quarks, URL: https://www.youtube.com/watch?v=WWep8SwMrqs (Abgerufen am 30.01.2023)

2 Dr. Wolfgang Laskowski , September 2001, Ruhr Universität Bochum, URL: https://www.ruhr-uni-bochum.de/neuropsy/Proso/proso5.html?fbclid=IwAR1KZ2sx5xlkfTQSNviBPIdmqA5CZ5pPUrj07R9sBPJBUEItt12j6G79vHM (Abgerufen am 31.01.23)

3  Prof.  Dr. Boris Suchan, Ruhr Universität Bochum, Institut für kognitive Neurowissenschaften, URL:  https://www.ruhr-uni-bochum.de/neuropsy/Proso/prosoindex.html (Abgerufen am 13.02.23)

4 Prosopagnosie (Gesichtsbilndheit), Onmeda, 10.12.2021, URL: https://www.onmeda.de/krankheiten/prosopagnosie-id201313/ (Abgerufen am 17.02.2023)

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